Es war wie ein kleines Déjà-vu als die Oftersheimer Nachwuchsleichtathletin Anne Braun am Wochenende des 17./18. August am Ulmer Donaustadion ankam und sich die Laufschuhe vor dem Aufwärmen schnürte. Drei Wochen zuvor war sie an gleicher Stelle bei den Deutschen Jugendmeisterschaften Neunte über die 400m Hürden geworden; nun war sie erneut zu einem nationalen Kräftemessen angetreten, jedoch diesmal im Siebenkampf der weiblichen Jugend U20. Dass Anne sich für diesen Wettkampf qualifiziert hat, obwohl ihr Trainingsschwerpunkt klar auf den Langhürden liegt, unterstreicht dabei eindrucksvoll die Vielseitigkeit und das Talent der 19-Jährigen. Kurz vor dem Start sagte sie: „Mein Ziel ist es, einen Platz unter den ersten Zwanzig zu belegen“, was in Anbetracht ihrer Meldeplatzierung als 24. ein durchaus realistisches Ziel darstellte.

Ganz traditionell startete der Wettbewerb am Samstagmittag mit den 100m Hürden. Dank ihrer hervorragenden Hürdentechnik konnte die Athletin vom TSV Oftersheim mit einer Zeit von 15,49 sek gleich zu Beginn wichtige Punkte einheimsen und mit einem guten Gefühl in den darauffolgenden Hochsprung gehen. Hier machte sich die fehlende Praxis leider ein wenig bemerkbar und so musste sie sich mit übersprungenen 1,53m zufrieden geben, womit sie 7cm unter ihrer eigenen Bestleistung lag. Das Tolle am Mehrkampf ist jedoch, dass man eine Wackeldisziplin stets gut mit einer anderen ausgleichen kann, was Anne beim anschließenden Kugelstoßen auch tat. In gleich mehreren Versuchen knackte sie die 10m-Marke, wobei der weiteste Stoß bei 10,29m lag. Kurz vor den 200m gab es schließlich eine kleine Schrecksekunde: Der Hüftbeuger machte Probleme. Was nun? Aufgeben? Das kam für Anne nicht in Frage! Und tatsächlich konnte sie dank einer schnellen und exzellenten Behandlung durch die Physiotherapeutin des baden-württembergischen Leichtathletikverbandes schließlich an den 200m Start gehen und ein grandioses Rennen auf die Bahn zaubern. Als Siegerin ihres Laufes überquerte sie in einer neuen persönlichen Bestzeit von 26,91 sek die Ziellinie und lag am Ende des ersten Tages somit auf Kurs Top 20.

Am nächsten Morgen war beim Weitsprung wieder von Beginn an volle Konzentration und Kraft gefordert. Mit dem festen Ziel, heute über 5m zu springen, legte Anne 100% in jeden Versuch, doch leider wurde ihre Leidenschaft nicht belohnt und sie musste sich mit einer Weite von 4,96m zufriedengeben. Die Sprungdisziplinen sollten an diesem Wochenende wohl nicht ganz nach Plan klappen. Umso erfreulicher war es, als Anne im darauffolgenden Speerwurf eine neue persönliche Bestleistung aufstellte und mit 29,25m die 30m-Marke nur knapp verfehlte. Danach stand schließlich nur noch der 800m-Lauf auf dem Programm. Mit dem Wissen, dass dies wohl eine ihrer stärksten Disziplinen ist, ging Anne das Rennen mutig an und hielt stets Kontakt zur Spitzengruppe. Auf den letzten 200m packte sie nochmal einen fulminanten Endspurt aus und erkämpfte sich eine Zeit von 2:29,45 min. „Das war alles in allem ein toller Siebenkampf. Ich bin sehr zufrieden“, sagte die Oftersheimerin nach der letzten Disziplin. Mit 4.410 Punkten landete sie im Gesamtergebnis auf einem hervorragenden 16. Platz und schrammte somit nur um 25 Punkte an ihrem persönlichen Rekord vorbei.

Maike Braun

Anne Braun (Mitte) mit ihren Trainern Silke Hildenbrand und Lucas Epperlein