Mit ihrem Sprung auf 6,99 Meter Ende Mai katapultierte sich Malaika Mihambo im Weitsprung an die Spitze der Weltjahresbestenliste. Nur die Britin Lorraine Ugen konnte diese Weite letzte Woche toppen (7,05m). Bei ihrem Sieg beim Diamond League Meeting in Lausanne (Bild) allerdings konnte Malaika mit 6,90 Metern nicht nur die Führende der Weltrangliste, sondern auch die amtierende Europameisterin und Hallenweltmeisterin, die Serbin Ivana Spanovic, hinter sich lassen.

 „Es ist zwar schön, als erste deutsche Weitspringerin ein Diamond League Meeting zu gewinnen, aber meine Ziele sind natürlich andere.“ meinte die 24jährige Oftersheimerin dazu nüchtern. „Ich möchte an die Saison 2016 anknüpfen, als ich mit dem deutschen Meistertitel, Bronze bei der EM und als Vierte bei den Olympischen Spielen mein bislang erfolgreichstes Jahr hatte.“

Die Weichen dafür sind gestellt und der Blick ist bereits auf den 22. Juli in Nürnberg gerichtet, wenn der deutsche Meistertitel vergeben wird. Der eigentliche Saisonhöhepunkt ist aber ein anderer: die Heim-EM in Berlin.

Die Norm von 6,60 Metern hat Malaika Ende Mai mit 6,99 Metern deutlich übertroffen. Letzte Woche wurde die Athletin des TSV Oftersheim vorzeitig für die Europameisterschaften nominiert. Damit sollen sich die überragenden Athleten in einer Disziplin konzentriert auf den Jahreshöhepunkt vorbereiten können und nicht den Fokus auf die davor stattfindenden deutschen Meisterschaften richten müssen, die in der Regel zuletzt über die Nominierung entschieden haben.

Für Trainer Ralf Weber war die frühzeitige Nominierung nicht überraschend: „Malaika ist seit Jahren die beste deutsche Weitspringerin, wie sie mehrfach international nachgewiesen hat. Momentan ist sie nicht nur in Europa, sondern auch in der Welt die zweitbeste Weite gesprungen. Da war das die logische Konsequenz. Leider sind nicht alle Entscheidungen des Verbandes so nachvollziehbar.“ Damit spielt Weber auf die Tatsache an, dass der Leichtathletikverband Malaika für den Zeitraum 2017/18 nicht in die höchste Förderstufe „Olympiakader“, sondern nur in den „Perspektivkader“ einstufte, angeblich wegen der DOSB-Reform. Damit einher ging eine deutliche Kürzung der finanziellen Förderung. „Malaika hat 2014 den Europacup gewonnen und landete im selben Jahr auf Platz 4 bei der EM in Zürich, erreichte dann 2015 Platz 6 bei der WM in Peking. Bei der EM 2016 in Amsterdam holte sie Bronze und wurde im selben Jahr Vierte bei den Olympischen Spielen in Rio.“ zählt der Trainer die Erfolge seines Schützlings der letzten Jahre auf. „Dann hatte sie sich im Januar 2017 ein Knochenödem zugezogen, als sie daheim von einer Treppe abrutschte. Die Saison war nach monatelanger Pause natürlich gelaufen. Trotzdem versuchte sie alles und kam immerhin noch auf beachtliche 6,62 Meter und Platz drei bei der DM. Dass der DLV sie dann am Ende des Jahres sofort im Kaderstatus abstufte, nachdem sie nur ein Jahr - nachweislich verletzungsbedingt - nicht stärker in Erscheinung treten konnte, war für mich eine herbe Enttäuschung“ erzählt Weber. „Diese Entscheidung ließ mich schon ein wenig am System und den Verantwortlichen zweifeln.“ Die Trotzreaktion ließ nicht lange auf sich warten: bereits in der Halle wurde Mali deutsche Meisterin und fünfte bei der Hallen-WM 2018 in Birmingham. Am Kaderstatus änderte der DLV aber nichts. „Die frühzeitige Nominierung heißt auch: man traut Mali einen Medaillenrang zu. Das konnte man die letzten Jahre aber auch immer, gesund musste sie dafür natürlich schon sein.“ ist Weber noch sichtlich verärgert und fügt hinzu: „Dies bestätigt mich darin, dass Malaika alles richtig macht, wenn sie nicht voll auf die Karte Leistungssport setzt und parallel ihr Studium und ihre Ausbildung vorantreibt. Das macht es nicht einfacher, die Leistungsreserven ganz auszuschöpfen.“

Momentan steht allerdings der Sport im Vordergrund. Auch wenn die deutschen Meisterschaften dank der frühzeitigen Nominierung nicht mehr die Rolle wie zuletzt spielen, den Titel möchte Malaika natürlich trotzdem gewinnen und möglichst als deutsche Meisterin nach Berlin zur EM fahren. Auf die DM folgt ein Trainingslager in Kienbaum und von dort geht es nach Berlin. Qualifikation ist am 9. August, Finale am 11. August. Mal sehen, wie sich die „Weltklasse aus Ofdasche“ dort schlägt …